Next Point
of Sale
Die Zukunft des Handels
Der Point of Sale ist längst nicht mehr ein Raum, der allein dem Einkauf dient. Er hat sich zu einem Ort entwickelt, der Menschen begeistert, zum Verweilen einlädt und ein Erlebnis bietet, das den Wunsch nach Konsum weit übersteigt. Er ist ein Point of Excitement, ein Point of Communication und ein Point of Perception.
Das klassische Kauferlebnis weicht der sinnlichen Wahrnehmung, dem angeregten Austausch und einem intensiven Erleben. Wie aber gestalten sich nun die Räume, die diesen neu definierten Ort umgeben? Was bedeutet das für die Marken und die Produkte, die in diesem Umfeld dargestellt werden? Und welche Antworten finden Architekten:innen und Gestalter:innen auf die Fragen, die diese neue Art von Präsentation an sie stellt?
Michael Ostertag im Interview mit Cornelia Gross von der Interior Fashion Ausgabe 06|2017.
Früher sind wir über das Design und den Raum in die Welt der Markenkommunikation eingestiegen. Heute nutzen wir die Leitthemen des Marktes sowie die Geschichten der Marken die sie ausmachen und die sich erzählen und inszenieren lassen.
Michael Ostertag | SCHMIDHUBER
Markenprä­sentation von Morgen
IF: Herr Ostertag, seit mehr als 30 Jahren beschäftigt sich die Agentur Schmidhuber mit der kreativen Inszenierung von Marken im Raum. Wie hat sich Ihr Aufgabenfeld und Ihre Arbeitsweise als Gestalter in dieser Zeit verändert?
Michael Ostertag: Früher sind wir über das Design und den Raum in die Welt der Markenkommunikation eingestiegen. Heute nutzen wir die Leitthemen des Marktes sowie die Geschichten der Marken die sie ausmachen und die sich erzählen und inszenieren lassen. Wir sind also stärker in die Markenentwicklung und ins Storytelling eingestiegen und entwickeln dann erst die Räume und Designs dazu.
IF: Kann man also behaupten, Sie sind im ersten Schritt als Unternehmensberater tätig und erst im weiteren Verlauf des Projekts Gestalter?
Michael Ostertag: Wir sehen uns eher im Bereich Markenberatung – ein Mix aus Markenkommunikations- und Designagentur. Wir beschäftigen neben Architekten und Designern auch Kommunikationsstrategen, um das Thema Markenkommunikation mit dem Thema Design, Erlebnis und Architektur zu verheiraten. Für diese Herangehensweise an Projekte haben wir vor ein paar Jahren eine Kernidee – die vier D‘s – entwickelt. Sie stehen für Discover, Dimension, Design und Deliver und stellen eine vereinfachte Struktur dar, die unsere internen Prozesse gliedert, ohne dabei die Kreativität einzuschränken. Sie beschreiben im Prinzip den Weg von Strategie und Konzept über das Design bis hin zur Umsetzung.
IF: Ihr „Spezialgebiet“ ist die Inszenierung von Marken auf Messeständen, in Pop-up-Shops oder Showrooms. Wie gestaltet sich die Integration von neuen Technologien in diesem Bereich bzw. wie wichtig ist der Einsatz von neuen Medien gerade in dieser „schnelllebigen” Branche?
Michael Ostertag: Die Schnelllebigkeit treibt uns manchmal bis an die Grenzen von Markenstrategien, denn man muss den Kunden in der Kommunikation auf einen zielgerichteten Weg mitnehmen. Wenn sich dieser jedes Jahr komplett verändert, bricht auch das Vertrauen in eine Marke. Große Corporate-Architecture-Projekte sind auf 20 bis 40 Jahre geplant und dementsprechend auch „alterungsfähig“ gestaltet. Anders als temporäre Architektur wie Messestände oder Pop-up-Stores, bei denen wir das Glück haben, die Marke immer genau am Puls der Zeit präsentieren zu können. Wir müssen in diesem Bereich ganz anders mit Technik umgehen und können neue Technologien aus anderen Branchen importieren und einsetzen. Dafür haben wir uns in den vergangenen Jahren auch stark mit der Forschung und der Lehre vernetzt.
Marke am
Puls der Zeit
IF: Wie schwierig ist es, für eine Marke im Spannungsfeld zwischen langlebigen Konzepten und Inszenierungen am Puls der Zeit zu arbeiten?
Michael Ostertag: Richtig langlebige Konzepte bzw. eine dauerhafte Markenstrategie gibt es in diesem Sinne nicht mehr. Ein aktuelles Thema, das auch mich sehr beschäftigt, ist, dass wir Menschen nur noch mit kurzfristigen Erlebnissen angesprochen werden und keine langfristigen Ziele mehr haben – auch in der Markenkommunikation. Damit geht aber zu einem gewissen Grad auch das Vertrauen in Marken verloren. Die Kaufentscheidung, die man früher sehr mit den Werten einer Marke verbunden hat, wird heute, in unserer lauten, erlebnisreichen Zeit von „oberflächlichen“ Anreizen ausgelöst. Aber genau deswegen braucht man, neben aktuellen Leitthemen, eine starke Identität der Marke. Und die wird meiner Meinung nach in den kommenden zehn Jahren eine Renaissance erleben. Denn die Fragen: „Wofür steht eine Marke?“, „Was macht eine Marke authentisch und glaubhaft?“ und „Was bietet sie mir persönlich?“ sowie die grundsätzliche Haltung einer Marke wird wieder mehr zum Einflussfaktor für die Markenzugehörigkeit von Menschen.
Die Fragen: „Wofür steht eine Marke?“, „Was macht eine Marke authentisch und glaubhaft?“ und „Was bietet sie mir persönlich?“ sowie die grundsätzliche Haltung einer Marke wird wieder mehr zum Einflussfaktor für die Markenzugehörigkeit von Menschen.
Michael Ostertag | Partner bei SCHMIDHUBER
Fotos © Jörg Hempel, Altdorf
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